Ein tradionelles und modernes segelboot

Das Verschwinden der Sardinen zwischen 1902 und 1904 beschleunigte die Weiterentwicklung der althergebrachten Fischerboote: Die Notwendigkeit, die Fische weiter draußen im offenen Meer zu suchen, zwang die Besatzungen, die nautischen Eigenschaften ihrer Boote und deren Sicherheit auf See zu verbessern …

So kam es, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts die erste Gazelle des Sables d’Olonne zu Wasser gelassen wurde, eine Kombination aus dem traditionellen Fischer-Segelboot der Vendée und dem bretonischen Schratsegler mit seinen besonders guten Segeleigenschaften.

Ihr spitz zulaufendes Heck unterscheidet sich von den klassischen rechteckigen oder runden Heckformen. Ihr beinahe senkrechter Bug nimmt die Überlegungen unseres Jahrhunderts vorweg und ihre durchbrochene Sluptakelung ermöglicht eine kleinere Besatzung und vereinfacht die Manöver. Die Gazelle des Sables d’Olonne erreicht eine beachtliche Geschwindigkeit, ihr Verhalten im Wasser ist besonders „seemännisch“, sie segelt weiter, schneller und wird zu einem der denkwürdigsten Thunfischerboote ihrer Zeit.

Die Ursprünge eines außergewöhnlichen Boots

VenusDie anmutige und elegante Gazelle des Sables d’Olonne mit ihrem sanften Kimmkiel, ihrer beinahe tulpenförmigen Lage im Wasser und ihren markanten Fluchtlinien vereint die nautischen Qualitäten der berühmten Dundees und bietet ihrer Besatzung gleichzeitig ein Schanzkleid und eine Brücke für einen erhöhten Schutz, vor allem jedoch eine Wanne, die zahlreiche Boote während des Orkans am 19./20. September 1930 rettete.

Denn die meisten der bretonischen Thunfischerboote verfügen über ein zum Heck hin kleiner werdendes Freibord – um das Entladen des Fangs zu erleichtern –, das bis zum Achtersteven am Heck reicht: 2 aufeinanderfolgende Brandungswellen genügen, um das Boot zum kentern zu bringen.

Unter den gleichen Bedingungen bietet das sich zuspitzende Deck der Gazelle des Sables d’Olonne der Welle weniger Angriffsfläche und nimmt weniger Wasser auf. Nach der Tragödie von 1930, während der mehr als 450 Boote entlang der Atlantikküsten verschwinden, übernehmen die Werften an der Küste endlich im großen Stil die zugespitzten Heckpartien der „Gazellen“ aus Sables.

In Noirmoutier, in La Chaume, in St-Gilles-Croix-de-Vie konnte man noch die wundervolle Architektur der alten Gazellen begutachten, doch sind seitdem einige von ihnen verschwunden. Dank des Impulses des Schiffsarchitekten und –konstrukteurs Patrick BESNIE erhielt die Gazelle ihre moderne Konzeption, die sie zu einem unverwechselbaren Segler macht, nach allen Regeln der Segelkunst: La Gazelle des Sables©.

Schließlich, um die Ausstattung komplett zu machen, galt es, ein vielseitiges Boot zu konzipieren, das gut unter dem Rahsegel läuft, stabil in der Dünung ist sowie perfekt beim Rudern und Wricken … Ausgehend von diesem alten Segelboot der Küsten von Piriac entstand der Rumpf der aktuellen Lascar du Toul’Ru.